Begleitetes Wohnen in einer Gastfamilie: Ein Zuhause für Menschen mit Pflegebedarf und Handicap
Individuelle Betreuung in familiärer Atmosphäre – Eine Alternative zum Pflegeheim
Das Begleitete Wohnen in einer Gastfamilie (BWF) bietet Menschen mit Pflegebedarf und Handicap eine wohnliche Alternative zum Pflegeheim oder betreuten Wohneinrichtungen. Seit dem 01.10.2024 ermöglicht die Lebenshilfe Nagold pflegebedürftigen Menschen, in einem familiären Umfeld zu leben, am Alltag teilzuhaben und individuell betreut zu werden. Dieses Konzept kombiniert die Vorteile familiärer Geborgenheit mit professioneller Unterstützung – ein Gewinn für alle Beteiligten.

Was bedeutet begleitetes Wohnen der Lebenshilfe Nagold in einer Gastfamilie?
Unterstütztes Wohnen in einer Betreuungsfamilie ist eine besondere Wohnform, bei der Menschen mit Pflegebedarf oder Handicap in das alltägliche Leben einer Familie integriert werden. Diese Wohnform verbindet ein privates, familiäres Umfeld mit professioneller Betreuung. Im Unterschied zu stationären Einrichtungen basiert das Konzept auf einer engen, vertrauensvollen Beziehung zwischen den Gastgebern und der neuen Person im Haushalt.
Das Ziel dieser alternativen Wohnform ist es, den Betroffenen ein stabiles Zuhause zu garantieren, in dem sie gleichzeitig individuell unterstützt und in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden. Dabei werden die Bewohner nicht als Gäste betrachtet, sondern als gleichwertige Mitglieder der Familie aufgenommen. Sie nehmen am Familienleben teil, haben aber auch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und ihre Privatsphäre zu wahren.
Diese Wohnform richtet sich sowohl an Menschen mit geistiger, körperlicher oder seelischer Beeinträchtigung als auch an ältere oder pflegebedürftige Personen, die aufgrund ihrer individuellen Bedürfnisse nicht selbstständig leben können, aber keine stationäre Hilfe benötigen. Das Begleitete Wohnen kann sowohl kurzzeitig – etwa zur Entlastung der Herkunftsfamilie – als auch dauerhaft gestaltet werden.
Ein besonderes Merkmal des Begleiteten Wohnens der Lebenshilfe Nagold ist die flexible Gestaltung der Pflege. Die Pflege des Gastes kann entweder von der Gastfamilie selbst übernommen oder durch einen ambulanten Pflegedienst geleistet werden. Diese Flexibilität ermöglicht es, auf die individuellen Bedürfnisse der betreuten Person bestmöglich einzugehen.
Wer kann Gastfamilie werden?
Gastfamilien können Familien, Paare oder Einzelpersonen sein, die bereit sind, in ihrem Haushalt einen pflegebedürftigen oder behinderten Menschen aufzunehmen. Voraussetzungen sind ein freies Zimmer und Verständnis für die Sorgen und Ängste von Menschen mit Pflegebedarf oder demenziellen Erkrankungen. Auch Angehörige – wie Enkel oder andere Verwandte – können als Gastfamilie fungieren, sofern kein Eltern-Kind-Verhältnis besteht.
Gastfamilien übernehmen nicht nur die Alltagsbegleitung, sondern bieten auch soziale Einbindung und emotionale Unterstützung. Die Pflegeleistungen können bei Bedarf durch externe Dienstleister ergänzt werden, um eine umfassende Betreuung sicherzustellen.
Vorteile des begleiteten Wohnens
Das Wohnen mit Assistenz in einer Begleitfamilie hat für Menschen mit Pflegebedarf und Behinderung zahlreiche Vorteile, die über eine reine Wohnmöglichkeit hinausgehen.
- Familiäre Atmosphäre: Pflegebedürftige Menschen erleben den Alltag in einer stabilen, vertrauensvollen Umgebung und werden in familiäre Strukturen eingebunden. Dies fördert das Wohlbefinden und vermittelt Geborgenheit.
- Individuelle Betreuung: Die Unterstützung wird auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt. Dabei bleibt die Selbstbestimmung der pflegebedürftigen Person gewahrt.
- Soziale Teilhabe: Durch die aktive Teilnahme am Familienleben bauen die Betroffenen soziale Kompetenzen auf, erleben den Alltag in einer unterstützenden Gemeinschaft und vermeiden Isolation. Dies stärkt ihr Selbstbewusstsein und hilft, Berührungsängste abzubauen.
- Flexibilität in der Pflege: Je nach Bedarf kann die Pflege von der Gastfamilie selbst oder durch einen ambulanten Pflegedienst übernommen werden. Diese Flexibilität ermöglicht eine individuelle Versorgung, angepasst an die Bedürfnisse der betreuten Person.
- Selbstbestimmtes Leben: Die betreuten Personen werden in Alltagsentscheidungen einbezogen und können ihren Tagesablauf aktiv mitgestalten. Diese Wohnform vereint Unterstützung und Eigenständigkeit – eine wertvolle Kombination, die zur persönlichen Entwicklung und zur Steigerung der Lebensqualität beiträgt.
Vorteile dieser alternativen Wohnform für die gastgebende Familie und die Gesellschaft
Das Begleitete Wohnen in einer Gastfamilie bereichert nicht nur das Leben der Menschen mit Einschränkungen, sondern bietet auch für die Gastfamilien und die Gesellschaft wertvolle Vorteile.
- Bereichernde Erfahrung: Für die Gastfamilien stellt das Zusammenleben mit einer pflegebedürftigen Person eine persönliche Bereicherung dar. Sie gewinnen neue Perspektiven, lernen Toleranz und Empathie im Alltag und erleben, wie wertvoll ein solidarisches Miteinander ist. Besonders für Kinder in der Familie ist es eine wichtige soziale Erfahrung, die Verständnis, Offenheit und Respekt gegenüber Vielfalt fördert.
- Finanzielle Unterstützung: Gastfamilien erhalten eine angemessene Aufwandsentschädigung für die Betreuung sowie die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Der Gast erhält ein Taschengeld für persönliche Bedürfnisse.
- Stärkung des sozialen Zusammenhalts: Die Gesellschaft profitiert von dieser Wohnform, da sie aktiv die Inklusion fördert und dazu beiträgt, Berührungsängste abzubauen. Wohnfamilien leisten einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe von Menschen mit Pflegebedarf und setzen ein starkes Zeichen für soziale Verantwortung.
Ebenso entlastet dieses Wohnkonzept stationäre Einrichtungen und zeigt, dass gelebte Inklusion direkt im Alltag möglich ist. So wird nicht nur ein Zuhause geschaffen, sondern auch der soziale Zusammenhalt gestärkt – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Wie finde ich eine Gastfamilie für Menschen mit Pflegebedarf oder Behinderung?
Die Lebenshilfe Nagold unterstützt aktiv bei der Suche nach geeigneten Wohnangeboten. Der Prozess umfasst folgende Schritte:
- Individuelle Beratung: Ermittlung der Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen der betroffenen Person, einschließlich Alltagsgewohnheiten, gewünschter Unterstützung und sozialem Umfeld.
- Vermittlung geeigneter Gastfamilien: Sorgfältige Auswahl und Prüfung der Eignung potenzieller Gastfamilien. Ein erstes Kennenlernen bildet die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung.
- Begleitung und Unterstützung: Regelmäßige Hausbesuche, Beratung und Unterstützung während des gesamten Zusammenlebens. Bei Bedarf werden ergänzende Hilfsangebote vermittelt und die Zusammenarbeit mit Kostenträgern sowie gesetzlichen Vertretern koordiniert.
Interesse am Begleiteten Wohnen in einer Gastfamilie?
Wenn Sie für eine angehörige Person eine Wohn- und Betreuungsmöglichkeit suchen oder selbst als Gastfamilie tätig werden möchten, wenden Sie sich gerne an die:

Gabriele Löhr
Leitung Eingliederungshilfen & Wohnen
Seniorenbereich & BWF
Telefon: 07452 88380-65
E-Mail: