Fünf Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit

Fröhlich wurde in der Stadthalle Nagold der 50. Geburtstag einer Organisation gefeiert, die für viele Menschen eine ganz wichtige Bereicherung ihres Lebens ist: Die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal kann auf fünf Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit für Menschen mit Behinderungen zurückblicken.

Großen Applaus gab es beim Festakt für die Fußballmannschaft der Lebenshilfe. Foto: Schwarzwälder Bote

Von Dorothee Trommer    08.04.2019 - 17:46 Uhr

Fröhlich wurde in der Stadthalle Nagold der 50. Geburtstag einer Organisation gefeiert, die für viele Menschen eine ganz wichtige Bereicherung ihres Lebens ist: Die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal kann auf fünf Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit für Menschen mit Behinderungen zurückblicken.

Nagold. Die Initiatorinnen der ersten Stunde kamen zu Wort, Politiker und Vertreter der Dachorganisation ebenso, im Vordergrund standen jedoch die Menschen, die von Mitarbeitern der Lebenshilfe betreut werden. Auf die Bühne konnten die Akteure an diesem Abend über eine große Rampe kommen, welche eigens für die Festveranstaltung aufgebaut worden war. Der Vorstandssprecher der Lebenshilfe, Matthias Köhler, fragte eine der ersten Teilnehmerinnen der abendfüllenden Show, was sie denn davon halte? Das könne doch auch für die Zukunft so bleiben, kam prompt die schlagfertige Antwort.

Doch erst mal gab es Musik: Eigens für das Jubiläum war ein Projektchor der Lebenshilfe gegründet worden, der Chor "Come together" aus Nagold unterstützte die Sänger. "Atemlos" kam auf der Bühne in der Stadthalle zur Aufführung und das Publikum zollte begeistert Beifall. Auch getanzt wurde schwungvoll: Unter Leitung von Mevlude Hoti tanzten Mitglieder der albanischen Tanzgruppe zusammen mit Menschen mit Behinderung, die bei der Lebenshilfe betreut werden.

Ebba Eltester erinnert an die Anfänge

Ebba Eltester berichtete davon, wie im Januar 1969 Kontakt seitens der Lebenshilfe Calw aufgenommen wurde und der Bedarf an einem Verein in Nagold klar wurde. Sie erinnerte sich daran, dass es nicht einfach war, die Kinder mit Behinderung zu finden – die Eltern verbargen diese Kinder lieber, zu sehr waren die entsetzlichen Vorgänge in der Zeit des Dritten Reichs noch in Erinnerung, als geistig und körperlich behinderte Menschen ermordet worden waren. So beschlossen die Akteure, selber einen Sonderkindergarten einzurichten und zu betreiben – dass weder Geld noch geeignete Räume in Sicht waren, schreckte die engagierten Leute nicht. Wie es genau weiter ging, ist dem umfangreichen Jubiläumsheft zu entnehmen – im alten Schulhaus in Spielberg wurde im Februar 1971 gestartet. Verdienstvoll ist hier die Arbeit von Notar Helmut Walter und dem heute noch im Vorstand tätigen Jürgen Kistner zu nennen.

Interviewt auf der Bühne, abwechselnd von Vorstandsmitglied Konstanze Schmidt und Elke Salomon wurden auch Margret Abel, die lebendig von ihrem ersten Kontakt mit behinderten Kindern berichtete, Jutta Hannß, die als Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom über die Angebote des Vereins Lebenshilfe dankbar war und sich auch engagierte, hier wurde auch Lieselotte Birk erwähnt, die zwölf Jahre den Vorsitz innehatte. Abgelöst wurde sie 1982 von Helmut Walter, im Jahr 1992 übernahm Roswitha Keller, ab 2002 war Rolf Dietz der erste Vorsitzende, seit 2017 sind Matthias Köhler und Jürgen Kistner die Vorstandssprecher.

Horst Lipinski kam als Zivildienstleistender zur Lebenshilfe und engagierte sich für sportliche Betätigungen. 1985 kam die erste hauptamtliche Mitarbeiterin dazu: Christa Mutz-Müller hatte ihr Büro in der Burgstraße, später folgte der Umzug in die Räume der GWW im Iselshäuser Tal. Seit 2016 besitzt die Lebenshilfe ein eigenes Haus, das teilweise durch eine Erbschaft finanziert werden konnte. Marieluise Lips organisiert unter anderem Kunstprojekte. Großen Jubel gab es beim Einzug der Fußballmannschaft der Lebenshilfe.

Kooperationen mit Unternehmen

Interviewt wurden anschließend der Vorsitzende der Lebenshilfe Baden-Württemberg, Stephan Zilker, der über das Wahlrecht und pränatale Diagnostik sprach, Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, der betonte, dass die Große Koalition sich der Novellierung des Bundesteilhabegesetzes annehme, der evangelische Pfarrer Detlev Börries, der von persönlicher Prägung zum Thema berichtete, Landrat Helmut Riegger versprach weitere finanzielle Unterstützung vom Landkreis, Oberbürgermeister Jürgen Großmannn erwähnte die barrierefreie Gestaltung der Schulen, was teilweise schon abgeschlossen sei. Weitere Kooperationen mit Unternehmen schlug er vor und vertrat die Meinung, dass die nächsten 50 Jahre für die Lebenshilfe gesichert seien. Grüße überbrachte der OB von der Partnerstadt Longwy. Eine Mitarbeiterin in der Lebenshilfe, die selbst behindert ist, kam auch zu Wort und freute sich darüber, dass sie so sein darf wie sie ist.

Geschäftsstellenleiterin Elke Salomon kam abschließend zu Wort und nannte die erweiterte Tagesbetreuung eine ihrer Visionen. Nach einigen weiteren Aufführungen wurde der festliche Abend beschlossen.